Private Equity (PE)

Hier ist eine summarische Darstellung der rechtlichen Möglichkeiten im Bereich Private Equity (PE).


I. Private Equity: Überblick

Private Equity (PE) bezeichnet außerbörsliche Investitionen in Unternehmen, oft durch spezialisierte Fonds oder direkte Beteiligungen. PE-Firmen kaufen Unternehmen oder Unternehmensanteile, um diese zu restrukturieren, weiterzuentwickeln und mit Gewinn zu veräußern (Exit).

PE umfasst eine Vielzahl von Finanzierungs- und Beteiligungsformen, die je nach Zielunternehmen, Investitionsstrategie und Rechtsrahmen variieren.


II. Beteiligungsformen und Varianten

1. Direkte Eigenkapitalbeteiligungen

a) Mehrheitsbeteiligung (Buyout)

  • Leveraged Buyout (LBO): Übernahme mit hohem Fremdkapitalanteil.
  • Management Buyout (MBO): Bestehendes Management kauft das Unternehmen mit PE-Finanzierung.
  • Management Buy-in (MBI): Externes Management übernimmt die Kontrolle.
  • Public-to-Private (P2P): Börsennotiertes Unternehmen wird durch PE von der Börse genommen (Delisting).

b) Minderheitsbeteiligungen

  • Investoren übernehmen weniger als 50 % der Anteile.
  • Oft mit vertraglich vereinbarten Kontrollrechten (z. B. Veto-Rechte).

c) Wachstumskapital (Growth Capital)

  • Kapital für Expansion, oft in etablierten Unternehmen mit hohem Skalierungspotenzial.

d) Distressed Investing / Turnaround-Investitionen

  • Beteiligung an finanziell angeschlagenen Unternehmen mit dem Ziel der Sanierung.

2. Indirekte Beteiligungen

a) Fondsstrukturen

  • Private Equity Fonds (Limited Partnership-Modell)
    • Limited Partners (LPs): Passive Investoren mit beschränkter Haftung.
    • General Partner (GP): Verwalter des Fonds, haftet oft unbeschränkt.
  • Fonds der Fonds (Fund of Funds, FoF)
    • Investition in mehrere PE-Fonds zur Risikostreuung.
  • Co-Investments
    • Direktbeteiligung eines Investors an einer PE-Transaktion neben dem Fonds.

b) Mezzanine-Finanzierung

  • Wandelanleihen: Fremdkapital, das in Eigenkapital umgewandelt werden kann.
  • Nachrangdarlehen: Höheres Risiko, aber höhere Rendite als klassische Darlehen.

c) Special Purpose Vehicles (SPV)

  • Zweckgesellschaften zur Abwicklung komplexer Beteiligungen.

3. Alternative Modelle

a) Private Debt

  • Private Kreditvergabe durch PE-Investoren als Alternative zu Bankdarlehen.

b) Secondaries

  • Kauf von bestehenden PE-Beteiligungen aus anderen Fonds.

c) Club Deals

  • Zusammenschluss mehrerer PE-Investoren für eine größere Transaktion.

III. Gesellschaftsrechtliche Strukturen

1. Deutschland

a) Zielgesellschaften

  • GmbH: Häufigste Struktur für PE-Investitionen, flexible Gestaltung.
  • AG: Relevanter für größere Transaktionen (z. B. Delistings).
  • GmbH & Co. KG: Steuerlich vorteilhafte Fondsstruktur.

b) Vertragsgestaltung

  • Gesellschaftervereinbarungen (Stimmrechte, Exit-Strategien, Veto-Rechte).
  • Drag-Along- und Tag-Along-Klauseln (Mitverkaufsrechte/-pflichten).

2. Internationale Strukturen

  • Luxemburg: SCSp (Société en Commandite Spéciale) → Steuerlich optimiert.
  • USA/UK: Limited Partnership (LP) → Standardmodell für PE-Fonds.

IV. Rechte und Pflichten der Investoren

1. Rechte

  • Informationsrechte (Reporting, Audits).
  • Mitspracherechte (Vetorechte, Beiratssitze).
  • Dividenden- und Gewinnbezugsrechte.
  • Exit-Optionen (Börsengang, Trade Sale, Secondary Sale).

2. Pflichten

  • Kapitalabrufpflicht (Commitments müssen bei Bedarf eingezahlt werden).
  • Treuepflichten (Keine Schädigung des Unternehmensinteresses).
  • Haftung bei Kontrollausübung (z. B. als faktischer Geschäftsführer).

V. Haftung und Risiken

1. Haftung der Investoren

  • Limited Partners (LPs): Haftung begrenzt auf ihre Einlage.
  • General Partner (GPs): Haftung unbeschränkt, oft über Kapitalgesellschaften geschützt.
  • Aktive Investoren: Risiko als faktischer Geschäftsführer (BGH, II ZR 152/20).

2. Geschäftsführer- und Managerhaftung

  • Insolvenzrechtliche Haftung (§ 64 GmbHG, § 15a InsO).
  • Kartellrechtliche Risiken (bei wettbewerbswidriger Einflussnahme).

VI. Europäische und Internationale Regelungen

1. EU-Recht

  • AIFMD (Alternative Investment Fund Managers Directive) → Regulierung von PE-Fonds.
  • MiFID II → Einfluss auf PE-Anlageberatung.
  • EU-Fusionskontrolle → PE-Transaktionen können meldepflichtig sein.

2. Internationale Regulierungen

  • Dodd-Frank Act (USA) → PE-Fonds mit US-Investoren unterliegen SEC-Regeln.
  • OECD BEPS-Initiative → Steuervermeidungsstrategien von PE-Fonds im Fokus.

VII. Wichtige Urteile

1. Deutschland

  • BGH, II ZR 152/20 → Haftung von PE-Investoren als faktische Geschäftsführer.
  • OLG München, 7 U 3153/18 → Beweispflicht für Pflichtverletzungen eines PE-Investors liegt beim Kläger.

2. EuGH

  • C-106/89 (Marleasing) → Zwingendes Gesellschaftsrecht hat Vorrang vor vertraglichen Vereinbarungen.
  • C-209/12 (Lexitor) → Einfluss auf PE-Finanzierungsmodelle.

VIII. Rolle von unseren Anwälten in PE-Transaktionen

1. Strukturierung und Due Diligence

  • Wahl der optimalen Rechtsform.
  • Steuerliche und regulatorische Prüfung.
  • Compliance mit AIFMD, MiFID II.

2. Vertragsgestaltung

  • SPA (Share Purchase Agreement), APA (Asset Purchase Agreement).
  • Gesellschaftervereinbarungen (Exit-Regelungen, Kontrollrechte).
  • Finanzierungsverträge (Mezzanine, Wandelanleihen).

3. Transaktionsbegleitung

  • Fusionskontrollverfahren und BaFin-Meldungen.
  • Strukturierung von Exits (Börsengang, Trade Sale).

4. Haftungsmanagement

  • Risikominimierung durch Corporate Governance.
  • Schutz vor Geschäftsführer- und Insolvenzhaftung.

Private Equity

Private Equity ist eine komplexe Anlageform, die zahlreiche rechtliche, steuerliche und regulatorische Herausforderungen mit sich bringt. Anwälte sind in allen Phasen der Transaktion entscheidend – von der Strukturierung über die Vertragsgestaltung bis hin zur Haftungsvermeidung und Compliance.

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