Private-Equity-(PE)-Transaktion

Nachfolgend eine summarische Darstellung des Ablaufs und Verfahrens einer Private-Equity-(PE)-Transaktion, einschließlich der zeitlichen Dauer einzelner Schritte.


I. Überblick über den Private-Equity-Prozess

Private-Equity-Transaktionen durchlaufen mehrere Phasen:

  1. Fundraising (Kapitalbeschaffung durch PE-Fonds)
  2. Sourcing & Target-Identifikation (Suche nach Zielunternehmen)
  3. Due Diligence & Bewertung (Prüfung der Zielgesellschaft)
  4. Verhandlungen & Vertragsgestaltung (SPA, Gesellschaftervereinbarungen)
  5. Closing (Abschluss der Transaktion)
  6. Post-Merger-Integration & Wertsteigerung
  7. Exit (Veräußerung der Beteiligung)

Jede dieser Phasen wird nachfolgend detailliert mit Dauer, Beispielen und möglichen Streitigkeiten erläutert.


II. Detaillierter Ablauf einer Private-Equity-Transaktion

1. Fundraising (Kapitalbeschaffung für den PE-Fonds)

Dauer: 6 bis 18 Monate

  • Private-Equity-Fonds müssen Kapital von institutionellen Investoren (Pensionsfonds, Versicherungen, Family Offices, Staatsfonds) einwerben.
  • Auflegung eines Fonds mit Strukturierung als Limited Partnership (LP-Modell) oder GmbH & Co. KG.
  • Erfüllung regulatorischer Anforderungen (AIFMD in der EU, SEC-Vorschriften in den USA).

Typische Streitigkeiten:

  • Haftung für Fehlinformationen: Wenn PE-Fonds zu optimistische Prognosen über erwartete Renditen abgeben.
  • Strukturstreitigkeiten: Limited Partners (LPs) fordern mehr Mitspracherecht über Investitionsentscheidungen.

2. Sourcing & Target-Identifikation (Suche nach Zielunternehmen)

Dauer: 3 bis 12 Monate

  • PE-Fonds identifizieren attraktive Zielunternehmen (Target Companies) mit hoher Skalierbarkeit.
  • Methoden zur Zielsuche:
    • Netzwerk von Investmentbanken, Beratern, M&A-Deals
    • Branchenanalysen, Screening von Startups
    • Direkte Ansprache von Unternehmen

Beispiel:

  • Ein PE-Fonds sucht nach mittelständischen Maschinenbauunternehmen mit EBIT > 10 Mio. EUR und stabilem Wachstum.

Typische Streitigkeiten:

  • Unternehmen leakt vertrauliche Verkaufsinformationen → Risiko für Geschäftsbeziehungen.
  • Bieterstreit zwischen PE-Firmen → Auktionen können den Kaufpreis in die Höhe treiben.

3. Due Diligence & Unternehmensbewertung

Dauer: 2 bis 6 Monate

  • Financial Due Diligence: Überprüfung von Bilanzen, Cashflows, EBITDA.
  • Legal Due Diligence: Prüfung von Gesellschaftsverträgen, laufenden Gerichtsverfahren, Compliance.
  • Tax Due Diligence: Steuerliche Risiken und Optimierungsmöglichkeiten.
  • Operational Due Diligence: Bewertung von Geschäftsprozessen, Lieferketten, IT-Infrastruktur.
  • Environmental, Social, Governance (ESG) Due Diligence: Nachhaltigkeitsrisiken.

Beispiel:

  • Ein PE-Investor entdeckt während der Due Diligence, dass das Unternehmen Steuerverpflichtungen in Millionenhöhe nicht bilanziert hat.

Typische Streitigkeiten:

  • Verletzung von Offenlegungspflichten durch Verkäufer → Anfechtung oder Kaufpreisreduzierung.
  • Fehlende Zustimmung Dritter (z. B. Banken, Behörden) → Transaktion verzögert sich oder scheitert.

4. Verhandlungen & Vertragsgestaltung

Dauer: 1 bis 4 Monate

  • Share Purchase Agreement (SPA): Kaufvertrag über die Unternehmensanteile.
  • Gesellschaftervereinbarung (Shareholders‘ Agreement, SHA): Rechte der Investoren, Exit-Strategien.
  • Earn-out-Klauseln: Teil des Kaufpreises abhängig von zukünftigen Geschäftserfolgen.
  • Garantien & Freistellungen: Verkäufer haftet für bestimmte Risiken.

Beispiel:

  • Ein PE-Investor fordert eine Mindest-EBITDA-Garantie, bevor der Deal abgeschlossen wird.

Typische Streitigkeiten:

  • Uneinigkeit über Kaufpreisanpassungen (Purchase Price Adjustments).
  • Streit über Earn-out-Zahlungen: Verkäufer fühlt sich unfair behandelt.

5. Closing (Abschluss der Transaktion)

Dauer: 1 bis 3 Monate

  • Erfüllung der Closing-Bedingungen (Conditions Precedent):
    • Kartellrechtliche Freigabe (EU-Fusionskontrolle, US-FTC).
    • Finanzierung durch Banken (Leveraged Buyout).
    • Zustimmung von Aufsichtsbehörden (z. B. BaFin bei Finanzunternehmen).
  • Übergang der Unternehmensanteile
  • Kaufpreiszahlung (häufig auf Treuhandkonto).

Beispiel:

  • Eine PE-Firma übernimmt ein Unternehmen, das der Fusionskontrolle der EU unterliegt. Die Genehmigung verzögert den Deal um 3 Monate.

Typische Streitigkeiten:

  • Kartellbehörden untersagen den Deal → Transaktion scheitert.
  • Verzögerungen in der Finanzierung → Käufer fordert Schadensersatz.

6. Post-Merger-Integration & Wertsteigerung

Dauer: 2 bis 5 Jahre

  • Kostensenkungen & operative Effizienzsteigerungen
  • Neue Managementstruktur & Restrukturierung
  • Internationalisierung & Expansion

Beispiel:

  • Ein PE-Fonds führt nach der Übernahme ein Lean-Management-Konzept ein, das die Produktionskosten um 15 % senkt.

Typische Streitigkeiten:

  • Entlassungen & Managementwechsel führen zu Spannungen.
  • Minority Shareholder klagen über Kontrollverlust.

7. Exit (Verkauf der Beteiligung)

Dauer: 6 bis 12 Monate

  • Trade Sale (Verkauf an Industrieunternehmen).
  • Börsengang (IPO) (häufig bei Tech-Startups).
  • Secondary Buyout (Verkauf an anderen PE-Fonds).
  • Management Buyout (MBO) (Management übernimmt Anteile).

Beispiel:

  • Ein PE-Fonds bringt ein Tech-Unternehmen an die Börse und erzielt das Fünffache der ursprünglichen Investition.

Typische Streitigkeiten:

  • Streit um die Exit-Strategie (IPO vs. Trade Sale).
  • PE-Investor drängt auf schnellen Verkauf, Management widersetzt sich.

Private Equity Verfahren

Private Equity ist ein langwieriger, komplexer Prozess, der rechtliche, steuerliche und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Anwälte sind in allen Phasen entscheidend, um Due Diligence, Vertragsverhandlungen, Haftungsfragen und Streitbeilegungen zu begleiten.

Jede Phase birgt spezifische Streitpunkte, die durch klare vertragliche Regelungen, sorgfältige Prüfungen und strategische Planung minimiert werden können.

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